Motivation zum Ehrenamt
Was motiviert Teamer, sich in der Evangelischen Jugend Oldenburg (EJO) und im Gemeindekirchenrat zu engagieren?
Kira Wätje (24) hat im Sommer 2023 ihr Studium zur Sozialpädagogin erfolgreich abgeschlossen. Der Titel ihrer Bachelorarbeit lautet: „Motivation von Ehrenamtlichen in der Jugendarbeit - illustriert am Beispiel der Evangelischen Jugend Oldenburg“. Als Ergebnis präsentiert die Arbeit motivierende Aspekte in drei unterschiedlichen Kategorien (siehe Grafik).
Die Erkenntnisse aus der Forschungsarbeit bilden die Grundlage für ein Gespräch der Teamer Julia Dannemann (19), Malte Schönig (20), Kira und Denise Wenke (37) in den Räumen der Jona Familienkirche. Als Gesprächsbeobachterin ist Monika Köthnig mit dabei.
Kira: Ich finde mich selbst in den Ergebnissen meiner Arbeit wieder. Für mich ist es entscheidend, dass Verantwortliche mein Engagement sehen und es ihnen wichtig ist, dass ich mich anerkannt fühle. Damit kümmern sie sich um meine Motivation und so wird sie gestärkt. Es gibt ja ganz unterschiedliche Motive, sich zu engagieren. Es hilft sehr, sich damit auseinanderzusetzen. Ich versuche, den jüngeren Teamern das Gefühl zu geben, dass jeder Einsatz wertvoll ist. Im Teamtreffen sind wir eine Mischung aus jüngeren, unerfahrenen und älternen Teamern. Jedes Engagement ist ein regel-mäßiges aufrichtiges „Danke“ wert. Das machen wir in der EJO ganz gut.
Denise: Ich finde es motivierend, dass man mit dem Ehrenamt eigene Ziele erreichen kann. Aus meiner Sicht sind Kinder und Jugendliche total wichtig für Kirche. Sie sind die Kirche der Zukunft. Wenn sie keinen Zugang zu Kirche finden, dann gibt es sie irgendwann nicht mehr. Mein Ziel ist, einen Raum zu schaffen, an dem alle willkommen sind. Das kann ich bei den Aufgaben, die ich als Teamer in der EJO, bei den Jona Kids, im Konfi-Camp und auch bei Familienfreizeiten übernehme. Deshalb bin ich motiviert, mich zu engagieren.
Malte: Mein Hauptmotiv ist Gemeinschaft. Gemeinschaft erleben ist wichtig, denn es macht Spaß und hält einen bei der Stange. Im Lucafé spielt dieser Gedanke eine große Rolle. Ich möchte gern, dass die Konfis in der Kirche Gemeinschaft erleben. Das Konfi-Camp ist der Renner bei den meisten Konfis und viele wollen Teamer werden wegen der tollen Gemeinschaftserlebnisse im Camp. Davon schwärmen alle, auch die Senior*innen, mit denen wir den Tandem-Kurs zum digitalen Lernen machen. Ein Konfi-Camp für Senior*innen, veranstaltet von Teamern, wäre mal eine richtig gute Idee! Da wird bestimmt Gemeinschaft entstehen und bei den Senior*innen alte Erinnerungen aufleben.
Julia: Ich erlebe, dass Ehrenamt viele Entwicklungsmöglichkeiten und Anlässe zum Lernen bietet. Man kann bei der EJO so viele Bereiche kennenlernen und Aufgaben ausprobieren. Das monatliche Team-Treffen ist ein Ort der Gemeinschaft und gleichzeitig ein Organisations- und Planungstreffen. Hier verzahnen sich EJO und Kirchengemeinde. Als Teamer sind wir nicht auf die Kirchengemeinde beschränkt, sondern sind mit der EJO bei Veranstaltungen und Lehrgängen für die ganz Oldenburgische Kirche unterwegs. Das bereichert und bietet immer wieder neue Power für Motivation.
Kira: Wenn wir in der Kirche wollen, dass die Motivation von Ehrenamtlichen bleibt, muss die Ehrenamtsarbeit ein Kernthema sein. Das wäre ein wichtiges Arbeitsgebiet für den Gemeindekirchenrat. Der GKR ist ein entscheidendes Gremium. Es ist wichtig, dass wir wissen, was dort passiert. Als wir beim Teamtreffen über die anstehende Wahl informiert haben, war es für mich erschreckend, dass die meisten Jugendlichen nichts über den Gemeindekirchenrat wussten. Ich meine, es muss viel mehr darüber berichtet werden. Man muss die Leute kennen, die dort wichtige Dinge beschließen und man muss wissen, welche Themen aktuell in der Kirchengemeinde anstehen. Wir Jungen müssen ein Teil davon sein. Ich möchte im GKR weiter mitarbeiten. Lange habe ich überlegt. Durch die Kommunikation mit euch war ich dann doch motiviert. Gemeinsam können wir uns unterstützen und vielleicht dafür sorgen, dass die Motivation aller GKR-Mitglieder hoch bleibt. Unsere Erfahrung aus der EJO ist viel wert.
Denise: Es ist so wichtig, dass wir Jüngeren mitreden und mitbestimmen. Die Kirche der Zukunft ist unsere Kirche. Wir möchten gern, dass sie weiter besteht, sie müsste nur moderner werden. Es ist wichtig, dass viel mehr bekannt wird, dass hier ein Platz für alle ist, unabhängig von Alter, Bildung, sexueller Orientierung oder Religion. Dafür möchte ich mich einbringen und auch dafür, dass die Arbeit mit Kindern in den Mittelpunkt rückt. Ich war früher schon mal im GKR, und ich war nach 6 Jahren ziemlich frustriert. Ich hatte das Gefühl, ich werde nicht beachtet und kann nichts bewirken. Aber jetzt, zusammen mit euch, bin ich neu motiviert. Ich möchte mich gern für meine Ziele einsetzen, auch und gerade im Gemeindekirchenrat.
Malte: Ich glaube, Gremienarbeit ist ziemlich trocken und oft auch langweilig. Damit die Arbeit im GKR Spaß machen kann, muss man ein Team werden, sich kennen lernen, auch mal wegfahren und Gelegenheit haben, über etwas anderes zu reden als die Tagesordnung. Das haben wir in der EJO gelernt. Gemeinschaft und Miteinander sind wichtig für die Motivation, verantwortlich mitzuarbeiten. Vielleicht können wir die Älteren davon überzeugen und dann erleben wir alle zusammen, dass Spaß motiviert, sich einzusetzen und gute Arbeit zu leisten.
Julia: Ich werde ab 2024 auswärts studieren. Regelmäßige, feste Termine in Oldenburg sind da nicht möglich. Deshalb kandidiere ich nicht. Auch wenn ich nicht mit dabei bin, möchte ich gern in Osternburg am Ball bleiben und informiert werden. Ich wünsche mir digitale Projekte, an denen ich auch von ferne mitarbeiten und engen Kontakt halten kann. Projekte sind genauso wichtig wie regelmäßige Aktionen. Gerade digitale Projektarbeit ist ein Aspekt einer Kirche der Zukunft, in der es Spaß macht, sich zu engagieren. Ich finde es sehr gut, dass ihr kandidieren wollt und bin gespannt, was ihr bewegen könnt.
Kira, Denise, Malte und Julia geben am Ende des Gesprächs an, dass sie sich recht einig sind und sich gegenseitig ergänzen und zustimmen.
Die Gesprächsinhalte in Artikelform gebracht hat Monika Köthnig