„Wunderbar geschaffen!“ (Psalm 139, 14)
Zum Weltgebetstag 2025 von den Cookinseln
„Wunderbar geschaffen“, so lautet das offizielle Motto des diesjährigen Weltgebetstages am 1. Freitag im März, zu dem uns die Christinnen der Cookinseln einladen, ihre positive Sichtweise zu teilen: wir sind „wunderbar geschaffen!“ und die Schöpfung mit uns.
Diese Inselgruppe im Südpazifik, viele tausend Kilometer von uns entfernt, nordöstlich Neuseelands, trägt ihren Namen nach dem Seefahrer James Cook, der in den 1770er Jahren vier der insgesamt 15 Inseln entdeckte. Heute ist sie autonom. Ihre Bewohner haben die Neuseeländische Staatsangehörigkeit. Staatsoberhaupt ist der Britische König Charles III. Der christliche Glaube ist mit den Missionaren gekommen und hat seinen Platz im Leben der Menschen bewahrt.
Ein erster Blick auf die 15 weit verstreut im Südpazifik liegenden Inseln könnte dazu verleiten, das Leben dort nur positiv zu sehen. Es ist ein Tropenparadies und der Tourismus der wichtigste Wirtschaftszweig der etwa 15.000 Menschen, die auf den Inseln leben.
Ihre positive Sichtweise gewinnen die Schreiberinnen der Gottesdienste Ordnung aus ihrem Glauben. Sie beziehen sich dabei auf Psalm 139. Obwohl auch hier die Erfahrungen mit Missionierung problematisch waren, wird der christliche Glaube auf den Cookinseln von gut 90 Prozent der Menschen selbstverständlich gelebt und ist fest in ihre Tradition eingebunden. Die Schreiberinnen verbinden ihre Maorikultur, ihre besondere Sicht auf das Meer und die Schöpfung mit den Aussagen von Psalm 139. Wir sind eingeladen, die Welt mit ihren Augen zu sehen, ihnen zuzuhören, uns auf ihre Sichtweisen einzulassen.
Die Christinnen der Cookinseln sind stolz auf ihre Maorikultur und Sprache, die während der Kolonialzeit unterdrückt war. Und so finden sich Maoriworte und Lieder in der Liturgie wieder. Mit „Kia orana“ grüßen die Frauen - sie wünschen damit ein gutes und erfülltes Leben. Es ist der Tradition gemäß nicht üblich, Schwächen zu benennen, Probleme aufzuzeigen, Ängste auszudrücken. Nur zwischen den Zeilen finden sich in der Liturgie auch die Schattenseiten des Lebens auf den Cookinseln. Selbst das große Problem der Gewalt gegen Frauen und Mädchen wird kaum thematisiert. Expertinnen und Experten bezeichnen die häusliche und sexualisierte Gewalt als drängendstes Problem. Auch die zum Teil schweren gesundheitlichen Folgen des weit verbreiteten massiven Übergewichts vieler Cookinsulanerinnen und -insulaner werden nur andeutungsweise in der Liturgie erwähnt. „
Wunderbar geschaffen!“ sind diese 15 Inseln. Doch ein Teil von ihnen - Atolle im weiten Meer - ist durch den ansteigenden Meeresspiegel, Überflutungen und Zyklone extrem bedroht oder bereits zerstört.
Welche Auswirkungen der mögliche Tiefseebergbau für die Inseln und das gesamte Ökosystem des (Süd-)pazifiks haben wird, ist unvorhersehbar. Auf dem Meeresboden liegen wertvolle Manganknollen, die seltene Rohstoffe enthalten und von den Industrienationen höchst begehrt sind. Die Bewohnerinnen und Bewohner der Inseln sind sehr gespalten, was den Abbau betrifft - zerstört er ihre Umwelt oder bringt er hohe Einkommen?
Welche Sicht haben wir? Welche Position nehmen wir ein? Was bedeutet „Wunderbar geschaffen!“ in unserem Umfeld? Was hören wir, wenn wir den 139. Psalm sprechen?
Seit über 100 Jahren engagieren sich christliche Frauen für ein Miteinander über Grenzen hinweg und laden ein zum gemeinsamen Gebet, an dem sich heute Menschen in über 150 Ländern der Erde beteiligen. In diesem Jahr sind es die Frauen von den Cookinseln, die ihre Gedanken mit uns teilen möchten.